Produktionsarbeit der Zukunft

Die Gestaltung der industriellen Produktionsarbeit von morgen

Am Freitag, den 16.10.2020, startete die dreiteilige Online-Seminarreihe »Future Work Talks« aus dem »Future Work Lab«. Das Future Work Lab ist ein Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik am Fraunhofer IPA und Fraunhofer IAO und demonstriert Anwendungsfälle zur Produktionsarbeit der Zukunft im Kontext von Industrie 4.0. In der Vortragsreihe beantworten Expertinnen und Experten aus Industrie und Forschung in Fachvorträgen und einer teilnehmerbezogenen Diskussion die Frage »Wie sieht die Industriearbeit der Zukunft aus?«. Thematischer Schwerpunkt der Auftaktveranstaltung war die »Produktionsarbeit der Zukunft«. Neben den Experten aus der Forschung durfte das Future Work Lab Thomas Köpp von Südwestmetall und Dr. Raphael Menez von der IG Metall begrüßen.

 

Future Work Lab - Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik

In seinem Vortrag skizziert Simon Schumacher, Projektleiter des Future Work Labs am Fraunhofer IPA, die forschungsseitigen Gestaltungsprinzipien für das Produktionssystem der Zukunft. Herr Schumacher verdeutlicht, dass Trends wie die Transformation und Digitalisierung der Produktion durch den Wandel der Demographie und die Globalisierung verstärkt werden. In der iterativen Entwicklung von Anwendungsfällen setzen die Forscher auf interdisziplinäre Teams und die Partizipation von Endanwendern. Aktueller Forschungsgegenstand ist das Framework »kognitive Produktionsarbeit 4.0«, dessen sechs konkrete Nutzen Simon Schumacher im Vortrag herausstellt. Mit einer Gliederung in die Bereiche Mensch, Technik und Organisation soll dieses Framework sowohl für die Strukturierung der Themenlandschaft im Future Work Lab als auch für die Analyse jedes weiteren industriellen Produktionssystems angewendet werden.

 

„Produktionsarbeit wird sich wandeln müssen“

Thomas Köpp greift diese Treiber in seinem Vortrag erneut auf und demonstriert eindrucksvoll, wie sich die aktuellen Trends, Herausforderungen und Spannungsfelder auf die industrielle Produktionsarbeit auswirken. Herr Köpp betont, dass durch die Digitalisierung einzelne Arbeitsplätze und Arbeitssysteme zum Wandel gezwungen sein werden und deshalb in Zukunft eine teilweise Neuerfindung der Produktionsarbeit nötig sein wird. Der Verbandsingenieur von Südwestmetall befasst sich in seiner Arbeit mit der arbeitspolitischen Fragestellung, wie die Produktionsarbeit am Standort Baden-Württemberg erhalten und zukunftsfähig gestaltet werden kann. Wichtig ist ihm, dass die Beschäftigten in die bevorstehende Transformation einbezogen werden und eine gemeinsame wie aktive Gestaltung der Transformation mit allen Beteiligten erreicht wird.

 

Industrie 4.0 als Hebel zur Standortsicherung

Als dritter Referent ging Herr Dr. Raphael Menez von der IG Metall der Frage nach, wie die Zukunft der Produktionsarbeit beteiligungsorientiert gestaltet werden kann. Seiner Ansicht nach ist die Zukunft der Produktionsarbeit in Baden-Württemberg eng an die Digitalisierung der Wertschöpfung gekoppelt. Und mit Blick in die Betriebe lässt sich eine immer größer werdende Kluft zwischen digitalen Vorreitern und digitalen Nachzüglern feststellen. Digitalisierung kann deshalb als Hebel zur Beschäftigungs- und Standortsicherung genutzt werden, wenn damit gleichzeitig eine Verbesserung der Wertschöpfungsprozesse und der Arbeitsbedingungen anvisiert wird. Aus Sicht von Herrn Dr. Menez hängt der Erfolg von betrieblichen Transformationsprozessen entscheidend davon ab, diese mit Blick auf ihre Wirkungen beteiligungsorientiert zu gestalten, um Arbeitsplätze und Beschäftigung langfristig zu sichern.

 

Flexible und resiliente Produktionssysteme

Abschießend greift Stefanie Findeisen vom Fraunhofer IAO, Teilprojektleiterin der Ideenwelt im Future Work Lab, die steigenden Herausforderungen auf, die Produktionssysteme zunehmend an ihre Flexibilitätsgrenzen bringen. Die daraus resultierenden Anforderungen an die Produktionsorganisation, Gestaltungsprinzipien des Lean Managements sowie technologische Anwendungen zur Befähigung einer flexibleren Shopfloororganisation beleuchtet sie in Ihrem Vortrag. Starre Unternehmensstrukturen mit langen Entscheidungswegen und geringem Verständnis für den Gesamtwertstrom werden von autonom agierenden Teams mit breiter Entscheidungskompetenz und hohem Motivationsgrad abgelöst. Ein zentraler Hebel dafür stellt Industrie 4.0 dar. Ansätzen der Vernetzung, Konnektivität und Transparenz bilden die Grundlage für richtige Entscheidungen, schnelle Reaktionsfähigkeit und autonome Gruppenarbeit auf dem Shopfloor. Frau Findeisen appelliert in diesem Zusammenhang an eine ganzheitliche Betrachtung, indem die organisatorischen Prinzipien des Lean Managements mit technischen Lösungen umgesetzt und weiterentwickelt werden.

 

Themenschwerpunkt: Digitale Transformation

Im Anschluss an die Fachvorträge traten die Teilnehmer in einen offenen Diskurs mit den Experten. Durch zahlreiche Rückfragen und Statements kam so ein anregender Dialog und Meinungsaustausch zwischen den Teilnehmern und den Experten zustande.

© Fraunhofer IAO

Im zweite Termin des Webinars am 11.11.2020 befassen sich die Experten aus Industrie und Forschung mit dem Schwerpunktthema der Digitalen Transformation. Für das kostenfreie Seminar können Sie sich unter folgendem Link anmelden: https://s.fhg.de/4th

Wir würden uns freuen Sie auch am zweiten Termin der Webinarreihe wieder begrüßen zu dürfen!