Bericht im Rahmen vom Projekt D2UNA: Erstes User Needs Assessment

Ziele des UNA

Ein User Needs Assessment (UNA) wurde bei einem Maschinenhersteller durchgeführt, der dabei das Potential sah, die Nutzerfreundlichkeit seiner Maschinen für den Kunden zu verbessern. Er selbst hatte bereits festgestellt, dass eine häufig genannte Fehlerquelle der Umbau der Maschinen ist. Der Umbau wird vollzogen, sobald ein Kunde die Produktlinie wechseln möchte. Um Zeit für Remote-Fehlersuche zu sparen, wollte der Maschinenhersteller in Erfahrung bringen, wo die größten Fehlerquellen beim sogenannten „Formatwechsel“ liegen und wo Verbesserungspotential in der Mensch-Maschine-Interaktion existierte.   

Vorbereitung und Durchführung der UNAs

Um die Gesamtsituation möglichst präzise vor Ort festzuhalten, wurden fünf Kameras um die Maschine herum aufgestellt. Zusätzlich trug die Person, die die Maschine bediente und den Wechsel des Formats durchnahm, eine Eye-Tracking Brille. Eine solche Brille wurde getragen, um nachvollziehen zu können, wo die Person ihre Aufmerksamkeit hinlegte, wie lange sie darauf schaute und ob potentiell unnötige Ablenkungen existieren. Auch kann untersucht werden, wie intuitiv eine Bedienung ist. Zielloses Hin-und-Her Schauen weist darauf hin, dass die Bedienung nicht ausreichend selbsterklärend ist.

Speziell für dieses UNA wurden zwei Use-Cases festgelegt: Ein Experte, der den Formatwechsel schon sehr oft durchführte und ein Anfänger, der dergleichen noch nie gemacht hatte. Es wurde auf zwei Teilnehmer beschränkt, da ein Formatwechsel zeitlich sehr aufwändig ist – eine durchschnittliche Dauer von einer Produktlinie auf eine andere dauert ca. 40 Minuten. Der Kontrast zwischen einem Experten und einem Anfänger sollte v.a. zeigen, an welchen Stellen der Wechsel intuitiv war und an welchen Stellen Hilfestellung notwendig war. 

Die Eye-Tracking Brille wurde insbesondere für die Usability des Bediendisplays der Maschine verwendet. Im Anschluss an die Datenaufnahme, wurde ein Interview mit dem Experten durchgeführt, um einen noch tieferen Einblick für die Mensch-Maschine-Interaktion zu erhalten.

Vergleich der Displaynutzung zwischen Experte und Anfänger.

Datenauswertung

Hinsichtlich der Auswertung konnten Erkenntnisse hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit erlangt werden. Besonders der Vergleich zwischen routinierter Anwendung und erstmaliger Anwendung zeigten klare Unterschiede. Die meisten Arbeitsschritte benötigten doppelt so lang und es wurde oft um Hilfe gefragt, weil keine einfache Anleitung existierte.

Mithilfe der Eye-Tracking-Brille wurde die Displaynutzung an der Maschine analysiert (siehe Abbildung 1). An drei Stellen während des Formatwechsels entstand eine Mensch-Maschine-Interaktion. Zum Ersten um den Formatwechsel zu starten und Maschinenteile so einzurichten, dass sie ausgebaut werden konnten, zum Zweiten um wichtige Einstellungen für Teile abzulesen, und zum Dritten, um den Formatwechsel an der Maschine zu quittieren. Aus der Analyse der Blickdaten ergibt sich ganz klar, dass der Anfänger meistens doppelt so lange brauchte als der Experte. Zum anderen wird auch deutlich, dass der Experte gezielt das ansteuert, was er braucht, da er genau weiß wo er wichtige Informationen erhalten konnte. Besonders beim Start des Formatwechsels fällt auf, dass der Anfänger sehr gestreut das Display betrachtete.

Dies lässt Rückschlüsse darüber zurück, dass das Display hinsichtlich seiner Nutzerfreundlichkeit ausbaufähig war, da es nicht intuitiv verständlich war und kein leichter Überblick über die Interaktionsschnittstelle erreicht werden konnte. 

Ausblick

Das UNA wurde im Rahmen eines eintägigen Besuchs durchgeführt. Mithilfe von unterschiedlichster Methoden wurde ein Überblick über die Bedienfreundlichkeit des Formatwechsels erfasst. Dabei unterstützten unterschiedlichste Sensoren, die in der Lage waren unterbewusste Verhaltensweisen der Personen aufzudecken. In Zukunft sollen die UNAs auch mit Think-Aloud-Protokollen und v.a. mit mehr unterschiedlicheren Teilnehmern durchgeführt werden.