Am Mittwoch, den 11.11.2020, fand die zweite Veranstaltung der dreiteiligen Online-Seminarreihe »Future Work Talks« aus dem »Future Work Lab« statt. Das Future Work Lab ist ein Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik am Fraunhofer IPA und Fraunhofer IAO und demonstriert Anwendungsfälle zur Produktionsarbeit der Zukunft im Kontext von Industrie 4.0. Expertinnen und Experten aus Industrie und Wissenschaft beantworten in Fachvorträgen und einer teilnehmerbezogenen Diskussion die Frage »Wie sieht die Industriearbeit der Zukunft aus?«. Thematischer Schwerpunkt dieser Veranstaltung war die »Digitale Transformation«. Neben den Experten aus der Forschung durfte das Future Work Lab Jonas Dahlmann von Bosch und Markus Reichert von der SEW Eurodrive begrüßen.
Virtualisierung als Schlüssel von Cloud Technologien
Benjamin Götz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und befasst sich in seiner Arbeit am Fraunhofer IPA mit dem Thema Cloud Technologien. In seinem Vortrag gibt er grundlegende Einblicke in die Technologie, erläutert die Architektur und Sicherheitsmechanismen moderner Rechenzentren und beschreibt die Vorteile, die sich mit der Nutzung von Cloud-Technologien erzielen lassen. So ermöglicht es das Cloud-Computing, die enorme Leistung von Rechenzentren individuell konfiguriert zum Endkunden zu transferieren und stellt damit einen zentralen Enabler der digitalen Transformation dar. Basis dieser flexibilisierten Bereitstellung von Rechenleistung ist die Virtualisierung. Diese ermöglicht das Aufteilen der Rechenkapazität eines Großrechners in eine Vielzahl von virtuellen Maschinen, die dann beim Kunden bereitgestellt werden.
Digitalisierung ist kein Selbstzweck
Im zweiten Vortrag der Veranstaltung referiert Jonas Dahlmann, Senior Consultant Lean und Industrie 4.0 bei Bosch, über die kontinuierliche Verbesserung in der Fertigung durch Digitalisierung. Die Notwendigkeit einer fortlaufenden Verbesserung leitet sich dabei aus der bisher unerreichten Vision einer verlustfreien Wertschöpfung mit höchster Qualität, Performance und Liefertreue ab. Nach Herr Dahlmann kann diesen Herausforderungen mit Industrie 4.0-Lösungen begegnet werden. Diese ermöglichen es, Prozesse transparenter zu gestalten, dadurch Verbesserungspotenziale aufzuzeigen und Verschwendungen durch die Elimination nicht wertschöpfender Tätigkeiten zu vermeiden. Herr Dahlmann betont in diesem Zusammenhang auch, dass die Digitalisierung keinem Selbstzweck, sondern der Erreichung von operativen Ziele dienen muss. Maßgeblicher Bestandteil einer erfolgreichen Transformation sei zudem die Auswirkung der Digitalisierung auf den Mitarbeiter im Blick zu behalten. Es sei demnach wichtig, mit Methoden des Change-Managements den Transformationsprozess von Beginn an partizipativ zu gestalten, eine effiziente Kommunikation zu etablieren und den Mitarbeitern durch Weiterbildungen zu motivieren und zu fördern.
Dezentrale Führungsstrukturen in der modularen Fabrik
Markus Reichert ist Leiter des Inhouse Consulting bei SEW Eurodrive und skizziert in seinem Vortrag den Ansatz einer modularen und digitalisierten Fabrik, sowie den neuartigen Führungsansatz in dieser sich wandelnden Produktionsumgebung. Aus seiner Sicht kommen die Vorteile der Digitalisierung erst dann zum Tragen, wenn bereits zuvor robuste wie auch störungsfreie Prozesse etabliert wurden und eine Steigerung der Produktivität durch einen verbesserten Wertschöpfungsprozess erreicht werden kann. In der modularen Fabrik von SEW verteilen sich die Montageschritte auf dezentral organisierte Produktionsmodule, die mittels intelligenter Intralogistik automatisiert verknüpft sind. Durch die Digitalisierung und Automation steigt die Komplexität der Prozesse, weshalb die Organisation als solche weiterentwickelt werden muss. Herr Reichert spricht hier von einer fundamentalen Veränderung der Führungsstruktur auf dem Shopfloor. Wo einst Meister für die Koordination der Produktion verantwortlich waren hat sich das Berufsbild zum Small Factory Leiter gewandelt. Mit Daten in Echtzeit, einem Arbeitsstand direkt auf dem Shopfloor und einer Aufteilung der Fachkompetenz auf mehrere Experten wird dieser zum Dirigent der Wertschöpfung. Zwar ist der neue Führungsanasatz deutlich personalintensiver, die überarbeitete Organisationsstruktur führt aber dennoch zu einer Verschlankung der Gemeinkosten um fast 30 %.
5G im Kontext der Produktion
Den abschließeneden Vortrag der zweiten Veranstaltung hielt Matthias Schneider, der sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IPA mit den Themen Maschinenvernetzung und IT-Architekturen für die Produktion beschäftigt. Inhaltlich befasst sich sein Vortrag mit der 5G Technologie und den vielseitigen Potenzialen von 5G in der Produktion. So stellen neue Trends wie die Echtzeitdatenverarbeitung, KI und IT-Sicherheit hohe Anforderungen hinsichtlich Datenraten, Zuverlässigkeit und Datensicherheit an die Kommunikationsinfrastruktur. Nach Ansicht von Herr Schneider kommt der 5G Technologie in diesem Kontext eine Schlüsselrolle zur Realisierung von derartigen Trends zu. Das Fraunhofer IPA baut aktuell im Rahmen des Transferzentrums 5G4KMU an 5 Standorten in Baden-Württemberg 5G-Testumgebungen auf, die Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Ziel des Projekts ist es, Anwendungen von 5G in unterschiedlicher Themenbereiche gemeinsame mit Unternehmen zu erproben, erste Erfahrungen zu sammeln und die Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Projektideen und Anwendungsfälle zu unterstützen.